Wenn unser Körper Veränderung einfordert.
Dass sich unsere Körperhaltung auf das eigene Befinden auswirkt, belegen zahlreiche Studien. So macht es einen entscheidenden Unterschied, ob wir mit gesenktem Kopf und zusammengezogenen Schultern in ein Gespräch gehen – oder uns nach dem Motto „Kopf hoch“ aufrichten und eine raumgreifende Körperhaltung einnehmen. Das hat damit zu tun, dass unser Gehirn wiederholte Erfahrungen abspeichert: Da man, wenn traurig oder unsicher, eher zusammengekrümmt steht oder sitzt, verknüpft unser Gehirn diese Haltung mit genau diesen Emotionen – ebenso wie eine aufrechte, offene Haltung mit Gefühlen, die zumeist mit angenehmen Situationen verbunden ist. Wir rufen mit der Haltung, die wir einnehmen, somit die mit ihr im Gehirn abgespeicherten Empfindungen ab.
Traumatische (wie auch besonders schöne Ereignisse) speichert unser Gehirn ebenfalls in Verbindung mit den damit verbundenen (Körper-)Gefühlen sowie dem Erlebten – etwa Gerüchen, Geräuschen, Gesehenem – ab. So kann etwa ein Lied, das Sie bei einem Abschied gehört haben, zu einem viel späteren Zeitpunkt ein „altes“ Gefühl reaktivieren und damit körperlich spürbare Trauer hervorrufen. Denn Körper und Psyche stehen in ständiger Wechselbeziehung.
So verwundert es auch nicht, dass emotionale Belastungen – vor allem wenn sie andauern – sich häufig körperlich auswirken. Da kann einem „die Luft ausgehen“, etwas „auf den Magen schlagen“ oder „Kopfzerbrechen bereiten“. Über kurz oder lang spiegelt sich starker psychischer Stress in körperlichen Symptomen wider. Oft werden diese psychosomatischen Beschwerden jedoch als rein körperliches Problem gesehen und es wird versucht, sie zu unterdrücken oder zu bekämpfen. Eine ausschließlich medizinische Symptombehandlung wirkt in diesem Fall meist nur kurzfristig.
Psychosomatische Symptome sind allerdings wertvolle Hinweise dafür, dass etwas nicht gut tut und verändert werden sollte. Es ist daher ein wichtiger Schritt, diese Symptome als Instanz des Körpers zu verstehen, der eine Veränderung einfordert – statt gegen sie anzukämpfen. Dazu ein Beispiel: Vor einiger Zeit kam eine junge Frau* in meine Praxis, die von heftigen Migräneattacken heimgesucht wurde. Im Gespräch zeigte sich, dass diese immer dann auftraten, wenn ihre Eltern Unterstützung im Familienbetrieb einforderten, den sie übernehmen sollte. Aus Verbundenheit zu ihren Eltern ließ sie bis dahin nicht einmal den Gedanken zu, dass sie das Unternehmen nicht übernehmen möchte. Seit ihrer Kindheit hatte sie jedoch einen ganz anderen Berufswunsch, dem sie aber nicht nachging. Nachdem ihr der Zusammenhang zwischen den Migräneattacken und ihrem unerfüllten Berufswunsch bewusst wurde, konnte sie im Coaching eine gute Lösung für sich und ihre Eltern entwickeln – die Migräne tritt nur noch ganz selten in Stresssituationen auf.
Wenn Sie beobachten, dass körperliche Symptome in bestimmten Situationen wiederkehren, macht es Sinn, sich damit näher auseinanderzusetzen. Gerne unterstütze ich Sie dabei!
* Die Klientin hat ihre Zustimmung zur Nennung des Fallbeispiels erteilt.
Die Sozialpsychologin Amy Cuddy von der Harvard Business School veranschaulicht die machtvolle Wirkung der Körperhaltung – Einfluss auf die Wahrnehmung unserer Mitmenschen sowie Effekte auf UNSER BEFINDEN – in Ihrem Video zu „Power Posing“ sehr eindrucksvoll auf wissenschaftlicher Basis (siehe unten).